Mächtige Verführerin – Der Künstler Huang Yong Ping baut eine Riesenschlange für Paderborn


Paderborn. Sie kam per Schiff aus China. Die Schlange des Künstlers Huang Yong Ping reiste in 2485 Einzelteilen an, verteilt auf große 37 Holzkisten, sechs Gebinde mit langen Rohren und der Kopf kam solo. Für den sicheren Transport von Hangzhou nach Paderborn sorgte das Logistikunternehmen Hartmann International mit Sitz in Paderborn, Ibbenbüren und Shanghai. Mit Unterstützung von sechs chinesischen Maschinenbaustudenten der Universität Paderborn, setzt Huang Yong Ping seinen Beitrag zum Kunstprojekt TATORT PADERBORN jetzt zusammen. Cage, so der Titel der Arbeit, hat seinen Platz im Paderquellgebiet.

Cage an der Pader

Gefangen im oder vom eigenen Körper? Verwirrend in der formalen Reduzierung, gleichzeitig eindrucksvoll und ein wenig bedrohlich, so wirkte schon das Modell für Cage, die Riesenschlange oder auch den Schlangenkäfig des Künstlers Huang Yong Ping. Und das Original? Auf einer Grundfläche von etwa 11 mal 11 Metern wird die fast sechs Meter hohe Skulptur unübersehbar die Wiesenlandschaft des Paderquellgebiets dominieren, das an die Paderborner Fußgängerzone angrenzt.
Eine seltsame Szenerie. Dort in der Natur, am Wasser wird die Schlange – die in ihrer Größe und Form an einen Dinosaurier erinnert, oder, wie Huang Yong Ping sagt, an einen Drachen – zur rätselhaften Figur, wie aus einem geheimnisvollen Mythos.
Es war die 1861 errichtete Mariensäule auf dem Marienplatz – heute mitten in der Fußgängerzone gelegen – die Huang Yong Ping zu dieser Arbeit inspiriert hat. Die etwa 12 Meter hohe Säule trägt eine betende Marienfigur. Ihr Fuß steht auf einem schlangenähnlichen Tier, so als wolle sie es bezwingen.
Sündenfall Kaufrausch?
In der christlichen Religion ist die Schlange eine Metapher für die Verführung Evas und den Sündenfall im Paradies. Sie ist ein Sinnbild für die moralische Schwäche des Menschen und seine Verführbarkeit. Und auch in der asiatischen Mythologie steht die Schlange für Verführung, Sünde und vor allem für Verschwendung. Aber sie ist dort nicht eindeutig, sagt Huang Yong Ping, denn so eine Schlange kann auch Ähnlichkeit mit einem Drachen habe. Der aber steht für Macht, Stärke und langes Leben.
Hier verknüpft der Künstler die symbolische und historische Bedeutung der Mariensäule mit sinnfälligen Assoziationen zur Shopping-Meile, als Ort des Konsums und der Verschwendung. Eine direkte, räumliche „Gegenüberstellung“ kam allerdings nicht infrage, zu wenig Platz für ein so mächtiges Wesen …

Der Künstler Huang Yong Ping

Huang Yong Ping stellt in seinem Werk oft Verbindungen und Dialoge zwischen westlichen und östlichen, europäischen und asiatischen Religionen, Kulturen und Philosophien her. In den 1980er Jahren spielte er eine wichtige Rolle in der chinesischen Oppositionsbewegung: Huangs intensive Beschäftigung mit Marcel Duchamp, Joseph Beuys und John Cage führt 1986 zur Gründung der Künstlergruppe Xiamen Dada mit einer radialen, avantgardistisch-dadaistischen Zielsetzung. Die Künstler verbrannten unter anderem in öffentlichen Demonstrationen ihre eigenen Kunstwerke. Eine Ausstellungsbeteiligung 1989 in Paris und die Ereignisse auf Pekings Platz des Himmlischen Friedens im Juni des Jahres nahm Huang Yong Ping zum Anlass, nach Frankreich zu emigrieren, wo er seitdem lebt und arbeitet.

Der Künstler: Huang Yong Ping (*1954) wurde in Xiamen, Provinz Fujian, im Südosten Chinas geboren, studierte an der Zhejiang-Kunstakademie in Hangzhou und machte seinen Abschluss im Fach Ölmalerei. Heute werden seine Arbeiten weltweit in Einzel- oder Gruppenausstellungen, in bekannten Museen, Galerien und im öffentlichen Raum gezeigt. Huang Yong Ping lebt und arbeitet in Paris. 1999 vertrat er Frankreich bei der Kunstbiennale in Venedig.

Aktuelle Informationen: www.blog-tatort-paderborn.com, www.tatort-paderborn.com, www.facebook.com/TatortPaderborn

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