Paderborn. An der Außenwand des Gymnasiums Theodoriaum wird ab Ende Mai ein Kunstwerk aus Leuchtstoffröhren
zu sehen sein. Die große Neon-Arbeit in Form eines stilisierten Pfaus trägt den Titel Sometimes und ist ein
Beitrag der Frankfurter Künstlerin Silke Wagner zum Kunstprojekt „Tatort Paderborn – Phänomen Fußgängerzone“.
Der imposante Vogel gilt als Sinnbild für Schönheit, Reichtum und Unbestechlichkeit, steht aber auch für Dekadenz,
Arroganz und Eitelkeit. In Paderborn ist er zudem ein wichtiges Symbol der Stadtgeschichte. Die Arbeit ist
mit einem Münzautomaten verbunden, und wer Geldstücke einwirft, kann die Skulptur schrittweise, für eine
bestimmte Zeit zum Leuchten bringen. Die Dauer der Animation beträgt etwa 45 Sekunden und das Geld wird
einem gemeinnützigen Zweck zugeführt.
„Der urbane Raum und hier natürlich in besonderer Form die Fußgängerzone, wird von Werbeflächen dominiert
und es gibt eine kaum mehr zu bewältigende Flut von Bildern und Informationen. Kunst im öffentlichen Raum
muss sich mit diesen Herausforderungen auseinandersetzen und die Gefahr reflektieren, nur noch als Teil der
Innenstadtdekoration und des Stadtmarketings wahrgenommen oder vereinnahmt zu werden“, schreibt Silke
Wagner zu ihrer Installation. Die Neon-Arbeit Sometimes spiegelt all diese Aspekte und geht doch einen Schritt
weiter, weil sie erst durch die Beteiligung der Passant/innen aktiviert wird. Aus „konsumierenden“ BetrachterInnen
werden so bewusst teilnehmende Akteur/innen.
Die Künstlerin:
Silke Wagner widmet sich in ihren konzeptionellen Arbeiten gesellschaftspolitischen Inhalten und greift dabei
auf unterschiedliche Medien zurück. Die Entscheidung für die jeweilige künstlerische Ausdrucksform fällt themen-
und vor allem ortsspezifisch. So entsteht eine Skulptur im Stadtraum oder auch eine Website, ein Kleidungsstück,
eine Wandzeitung oder eine Neon-Installation. Viele ihrer Werke arbeiten mit grafischen Elementen
oder zitieren in Form und Gestalt die uns umgebene Waren- und Konsumwelt.
Silke Wagner will die Realität in die Kunst integrieren und nutzt gleichzeitig den geschützten Rahmen der Kunstfreiheit,
um Aufmerksamkeit sowohl für bestimmte Themen als auch für unterschiedliche gesellschaftliche
Gruppen zu erzeugen, mit denen sie häufig zusammenarbeitet. In der Vergangenheit waren das z.B. das Netzwerk
„kein mensch ist illegal“, Hanau, die „Aktion Fluchtwagen“, der Verein für soziale und politische Rechte von
Prostituierten – Dona Carmen, Frankfurt/M.
Es ist ihre Intention, öffentliche Kommunikationsprozesse in Gang zu setzen und Interaktion zu ermöglichen –
sowohl über die konkreten politischen Inhalte als auch über das Kunstwerk als solches. Gleichzeitig hinterfragt
sie anhand konkreter Kunstprojekte im öffentlichen Raum immer wieder die Herausforderungen und Möglichkeiten,
denen diese Arbeiten zwischen Stadtmarketing und Innenstadtdekoration ausgesetzt sind.